Rentenlücke berechnen
Das Wichtigste kurz erklärt
- Wer sich allein auf die gesetzliche Rente verlässt, wird in den meisten Fällen im Ruhestand seinen gewohnten Lebensstandard nicht halten können.
- Um sorglos in Richtung Rente zu blicken, ist es wichtig, die sogenannte Rentenlücke zu schließen – also die Differenz zwischen dem benötigten Betrag und der tatsächlichen Rente. Wie hoch diese ist, lässt sich individuell berechnen.
- Mit den geeigneten privaten Altersvorsorgeprodukten lässt sich die Rentenlücke auffüllen, damit Sie Ihren Lebensabend unbeschwert genießen können.
Was ist die Rentenlücke?
Als Rentenlücke wird die Differenz bezeichnet zwischen dem Geld, das Sie im Ruhestand benötigen, um Ihren aktuellen Lebensstandard zu halten, und dem Betrag, den Sie voraussichtlich aus Ihrer gesetzlichen Rente erhalten werden. Hinzu kommen Einkünfte wie etwa Zinsen aus Kapitalanlagen und Einkünfte aus vermietetem Wohnraum. Die Rentenlücke entsteht also aus dem Unterschied zwischen Ihren finanziellen Bedürfnissen und den Einnahmen, die Sie im Alter haben werden.
Wenn Sie beispielsweise davon ausgehen, dass Sie im Ruhestand ähnliche Ausgaben haben wie zurzeit – etwa für Konsum, Miete, Reisen etc. –, aber nur über eine relativ geringe Rente und möglicherweise wenig Ersparnisse verfügen, kann die Rentenlücke deutlich zu spüren sein.
Damit Sie diese Lücke schließen oder zumindest verringern und sich auch im Ruhestand auf finanzielle Sicherheit verlassen können, stehen Ihnen verschiedene Vorsorgestrategien zur Verfügung. Das können zum Beispiel zusätzliche Leistungen der privaten Altersvorsorge sein, Investitionen in verschiedene Anlageformen oder auch das Erwägen eines späteren Renteneintritts sein, damit Sie Einzahlungen in die Rentenversicherung leisten können.
Wichtig ist: Gehen Sie das Thema Rentenlücke frühzeitig an und stellen Sie eine solide finanzielle Planung für den Ruhestand auf – dann sind Sie später vor unangenehmen Überraschungen geschützt.
So berechnet man die Rentenlücke
Die eigene Rentenlücke zu bestimmen, ist nicht besonders kompliziert. Folgende Schritte sind dafür nötig:
Schritt 1: Wie viel Geld habe ich im Alter zu erwarten?
Um die Nettorente zu ermitteln, die Sie im Alter erwartet, werfen Sie einen Blick in Ihre Renteninformation. Diese bekommen Sie ab einem Alter von 27 Jahren jährlich von der Deutschen Rentenversicherung zugeschickt. Auf Seite eins sind Ihre Rentenansprüche aufgelistet. Der voraussichtliche Betrag errechnet sich aufgrund der Annahme, dass Sie bis zum Renteneintritt gleichbleibende Rentenbeiträge zahlen. Beachten Sie die dort abgedruckten Warnhinweise: Die Inflation ist nicht berücksichtigt (1.500 EUR Rente heute haben vermutlich weniger Kaufkraft als 1.500 EUR in 20 Jahren). Zusätzlich werden von der ausgewiesenen Altersrente Sozialversicherungsbeiträge für Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen (in der Größenordnung von 10 Prozent).
Zu dieser gesetzlichen Altersrente müssen Sie noch eventuell vorhandene weitere Alterseinkünfte hinzurechnen. Das können Erträge aus privaten Rentenversicherungen sein, betriebliche Altersvorsorgeleistungen, Mieteinnahmen, Dividenden aus Wertpapieren oder andere Ersparnisse. Alle Beiträge zusammengerechnet ergeben das Geld, das Ihnen im Alter zur Verfügung steht.
Schritt 2: Wie viel Geld werde ich im Ruhestand voraussichtlich brauchen?
Um diese Frage zu beantworten, müssen Sie zunächst einmal Ihre aktuellen Ausgaben auflisten und anschließend einschätzen, ob und wie sich diese im Rentenalter ändern könnten. Denken Sie hierbei zum Beispiel an Konsumgüter, Gesundheitskosten, Reisen, aber auch Miete oder Zahlungen von Hypotheken. Beginnen Sie damit, detailliert aufzuschreiben, wofür Sie zurzeit monatlich wie viel Geld ausgeben, unter anderem:
- Lebensmittel
- Kleidung
- Handyvertrag, Streaming-Abos etc.
- Miete, Hypotheken
- Reisen, Mobilität
- Versicherungen
- Gesundheit
Solch ein Überblick über die monatlichen Ausgaben ist übrigens immer sinnvoll, nicht nur im Hinblick auf die Berechnung der Rentenlücke.
Damit haben Sie nun also den Betrag, den Sie momentan für Ihren Lebensstandard ausgeben. Nun kommt die Frage, die Sie sich stellen müssen: Werden Sie im Rentenalter noch ebenso viel ausgeben oder werden sich Ihre Bedürfnisse und Ansprüche ändern – und wenn ja, inwiefern? Wollen Sie mehr verreisen oder eher weniger? Sind Sie von einer Hypothekenlast befreit und müssen keine monatlichen Zahlungen mehr leisten? Wollen Sie Ihr Auto abschaffen? Brauchen Sie möglicherweise mehr Geld für Gesundheitsleistungen? Da niemand die Zukunft vorhersagen kann, ist klar, dass hier nicht mehr als eine annähernde Prognose möglich ist.
Finanzexperten empfehlen häufig, als untere Grenze für den Bedarf im Alter 70 bis 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens anzusetzen.
Schritt 3: Wie wirken sich Inflation und Rentensteigerung aus?
Nachdem Sie nun Altersrente und den tatsächlichen Rentenbedarf ermittelt haben, müssen Sie noch die Inflation und den Anstieg der Renten in Ihre Kalkulation miteinbeziehen. Da die Renten sich voraussichtlich weiter erhöhen werden, wird auch Ihre Rente wahrscheinlich höher ausfallen als momentan auf Ihrer Renteninformation angegeben. Andererseits spielt aber auch die Inflation eine Rolle, die dazu führt, dass Sie voraussichtlich höhere Ausgaben haben werden, weil die Kaufkraft sinkt. Insofern sind genaue Angaben zur tatsächlichen Rente nicht möglich, Sie können aber für eine Annäherung eine Inflationsrate von 1,5 Prozent bei Ihren Rechnungen zugrunde legen, wie es einige Experten empfehlen.
Ebenso müssen Sie bedenken, dass Sie auch nach Rentenbeginn weiterhin Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge zahlen müssen. Die Rentenversicherung übernimmt hiervon die Hälfte – zumindest bei gesetzlich Versicherten. Wer privat krankenversichert ist, sollte höhere Beträge einplanen.
Weitere Unterstützung für die Ermittlung Ihrer Rentenlücke beziehungsweise Ihres privaten Vorsorgebedarfs erhalten Sie beim Zurich RentenCheck – damit die Wunschrente Wirklichkeit werden kann.
Wie kann man die Rentenlücke schließen?
Um Ihre Rentenlücke zu schließen, gibt es mehrere Möglichkeiten. So können Sie zum Beispiel Ihren Lebensstandard im Alter herunterschrauben, länger erwerbstätig sein, mehr arbeiten... Am besten aber sorgen Sie privat vor. Bei der privaten Altersvorsorge gilt, je früher Sie investieren, desto höher sind später die Erträge.
Mögliche Arten, die zu erwartende Rentenlücke zu verringern oder zu schließen, sind zum Beispiel:
Private Altersvorsorge
- Basisrente
- private Rentenversicherung
- fondsgebundene Rentenversicherung
- Sofortrente
- Immobilien zur Vermietung oder Selbstnutzung
- Sparen mit Wertpapieren
- freiwillige Einzahlungen in die Rentenkasse
Haben Sie Kinder, dann vergessen Sie nicht, Kindererziehungszeiten zu beantragen: Für Kinder, die ab 1992 geboren sind, erhält ein Elternteil jeweils drei Rentenpunkte – stellen Sie den Antrag bei der Rentenversicherung.
Gehen Sie zudem auf Nummer sicher und lassen Sie bei der Rentenversicherung abklären, ob alle Beitragszeiten auf Ihrem Rentenkonto eingetragen sind und Ihnen keine möglichen Rentenansprüche entgehen.
Wie viel muss man investieren, um die Rentenlücke zu schließen?
Pauschal lässt sich nicht sagen, wie viel Geld Sie in die Hand nehmen müssen, um Ihre drohende Rentenlücke aufzufüllen – das hängt immer vom individuellen Fall beziehungsweise der jeweiligen Größe der Rentenlücke ab. Grundsätzlich sollte, wer kann, 10 bis 15 Prozent seines Nettoeinkommens in die Altersvorsorge investieren.
Wie groß ist die durchschnittliche Rentenlücke?
Um diese Frage zu beantworten, muss zunächst die Standardrente ermittelt werden. Diese ergibt sich aus der Annahme, dass eine Person 45 Jahre lang durchgehend das Durchschnittsentgelt verdient und exakt 45 Rentenpunkte auf dem Konto hat. Laut Angaben der Bundesregierung von 2023 liegt die durchschnittliche Altersrente nach 45 Jahren Einzahlung bei 1.543 EUR monatlich. Das durchschnittliche Rentenniveau liegt derzeit bei circa 48 Prozent – das bedeutet, dass Rentner, die nur auf die gesetzliche Rente angewiesen sind, mit weniger als der Hälfte ihres vorigen Einkommens auskommen müssen.
Da die Deutschen aber durchschnittlich nur 36 Jahre lang in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und auch nicht immer auf dem Niveau des Durchschnittsentgelts verdienen, liegt das tatsächliche Rentenniveau oft unter dem offiziell angenommenen – und damit wäre auch die Rentenlücke größer, als das häufig kommuniziert wird. Genaue Zahlen zur individuellen Rentenlücke lassen sich nicht nennen, da diese von vielen individuellen Gegebenheiten abhängt.
Die häufigsten Fragen und Antworten zur Rentenlücke
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Wie viel Geld braucht man als Rentner im Monat?
Wie viel Geld Sie im Ruhestand benötigen, hängt von einer Reihe von Faktoren ab – zum Beispiel Ihrem Lebensstil, Ihrem Gesundheitszustand, Ihren individuellen Ausgaben und auch dem Wohnort. Hier können die Lebenshaltungskosten höher oder niedriger sein, je nach Region.
Grundsätzlich geht man davon aus, dass Rentner ca. 70 bis 80 Prozent ihres Nettoeinkommens aus der Berufstätigkeit benötigen. Beträgt Ihr Nettoeinkommen beispielsweise 2.500 EUR, können Sie davon ausgehen, als Rentner circa 2.000 EUR zu brauchen.
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Wie hoch ist die durchschnittliche Bruttorente in Deutschland?Laut der Deutschen Rentenversicherung beträgt die Bruttoaltersrente im Durchschnitt aktuell 1.550 EUR nach mindestens 35 Versicherungsjahren.
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Kann ich meine fehlenden Rentenjahre nachzahlen?
Ja, in bestimmten Fällen ist es möglich, dass Sie fehlende Rentenbeiträge nachzahlen. Die wichtigsten Voraussetzungen: Sie müssen gesetzlich rentenversichert sein. Außerdem dürfen Sie nicht älter als 45 Jahre alt sein; anschließend können Sie Ihr Rentenkonto nicht mehr auffüllen.
Um zu erfahren, welche Lücken in Ihrer Rentenbeitragszahlung bestehen, sollten Sie bei der Deutschen Rentenversicherung einen Antrag auf Kontenklärung Ihres Rentenkontos stellen.